Der Titel ist natürlich so nicht richtig, hetzerisch und nicht ganz fair. Schlussendlich muss ja jeder selber schauen wo er bleibt. Wenn der Mittelstand -und von dem lebt unsere Wirtschaft- sich seine Aufträge nicht mehr leisten kann, wenn kleinere Handwerksbetriebe mit den Großen nicht mithalten können, wenn sie es nicht schaffen Eigenkapital für magere Zeiten zu erwirtschaften, dann sollen sie halt zusperren. So möge man denken. Was kommt dann? „Industrielle Super-Handwerksbetriebe“, Großkonzerne die die Wirtschaft am Leben halten? Denken sie das läuft bei den großen Baufirmen schon ganz gut so? Weit gefehlt! Für „die Großen“ werken unzählige kleine Subfirmen, die dann beliebig ausgewechselt, ausgequetscht und mit Tiefstpreisen gerade so am Leben gehalten werden.
Gute Deckungsbeiträge holen die sich dann bei kleineren Aufträgen. Damit „Großaufträge“ überhaupt gemacht werden können -UMSATZBRINGER; SYSTEMERHALTENDE AUFTRÄGE- braucht es mangels Eigenkapital die Banken mit Kontokorrentkrediten usw. Die braucht man schließlich, weil es meist ewig dauert bis die Großen ihre Rechnungen bezahlen. Nebenbei verdient man im Chaos der Großbaustellen meist ohnehin nix mehr. Um zu überleben -und um mehr geht es in den meisten Betrieben nicht mehr- braucht es dann Banken, zur Zwischenfinanzierung, zum „rüberretten“ zu lukrativeren Aufträgen. Geben die Banken keine Finanzierung mehr, ist es vorbei mit Träumen vom gut organisierem Betrieb. Systemerhaltende Aufträge -oder vernichtende- sind dann nicht mehr „leistbar“. Es werden Mitarbeiter in großen Zahlen abgebaut, von unten nach oben, der Chef arbeitet wieder mehr mit und nimmt nur mehr lukrativere Kleinstaufträge.
Und natürlich wird der Ruf nach billigeren Arbeitskräften, nach Subfirmen aus dem Ost-Ausland lauter. Es wird mehr Schwarz-gearbeitet, und vor allem – die Baustellenkriminalität steigt an. Und da zähle ich nicht nur den Diebstahl von Betriebsmittel- und Stoffen dazu, da will ich auch den Qualitäts-Pfusch dazu gezählt wissen. Wer an Detailtreue, Materialqualität und Baukontrollen spart, spart Geld. Auf wessen Kosten? SIE ZAHLEN DAS! Entweder weil ihre Hütte undicht ist, weil es zieht oder weil ihnen das Dach am Kopf fällt. Oder sie glauben sie wohnen auf Miete und ihnen ist das egal ? Wohl nicht, der „reiche“ Häuslbauer wird seinen Konsum einschränken müssen, er hat ja soeben die Sanierung seines Neubaus bezahlt… (Nebenbei bekommt auch der heute nur mehr schwer eine Finanzierung für seine Haus) Dieses System ist auf Fremdfinanzierungen angewiesen, der Staat nimmt sie genau so in Anspruch wie Industriebetriebe, oder eben große Baukonzerne.
Wenn der Mittelstand aus diesem fragwürdigen System HERAUSFÄLLT hat das Riesen-Auswirkungen auf die Wirtschaft! Und nach „Basel2“ sind wir nun beim fiktiven „Basel200“ angelangt. Geld gibt es prinzipiell keines mehr. Staatliche Förderungen werden vorab für die Eigenkapitalstärkung der Banken selbst verwendet. Bei gänzlicher Verstaatlichung kommt Inzucht und Inkompetenz wieder groß raus. Aber staatliche Kontrolle brauchen wir allemal. EINE GESELLSCHAFT funktioniert nicht nur nach privatwirtschaftlichen Aspekten. Wir haben auch auf nationale Interessen zu achten, der großeuropäische Finanzausgleich ist zum Nachteil der regionalen Dienstleister und Handwerker. Eine einfache Rechnung: 500 kleine Betriebe sorgen für Wettbewerb und eine gesunde Auslese, das Geld bleibt im Land, da diese Kleinen fast ausschließlich regional strukturiert sind.
Im Gegenzug stimmt bei 5 Großbetrieben der Wettbewerb nicht mehr, die Aufträge werden verstärkt untereinander aufgeteilt. Mitarbeiter werden erpressbarer, die Anfahrten werden länger, das soziale Netz wird löchriger. Die fiktiven 5 Großbetriebe geben den Ton gegenüber den „Sozialpartnern“ an. „Staatliche Kontrolle“ klingt wie die Pest und die Schweinegrippe zusammen. Und der Staat betreibt zumindest gegenüber der Wirtschaft kein gutes Lobbying. Keiner will staatliche Kontrolle, nur wird es ohne dieser nicht gut laufen. Die Bauwirtschaft ist noch nicht am Boden, sie kompensiert aber mit Pfusch, Betrug, und hoffentlich großteils mit „legalen“, aber immer noch nachteiligen Einsparungen.
Eine Meinung der Bauherrenhilfe-Redaktion, animiert durch untenstehenden Standard-Artikel:
Kleine Betriebe fühlen sich im Stich gelassen Restriktive Kreditvergaben und Reformstau belastend – Mittelstand sieht für sich in der Krise dennoch Chancen Wien – Karl Aiginger sieht auf kleine und mittlere Betriebe harte Zeiten in Österreich zukommen. Zwar sei der Tiefpunkt seit dem Sommer durchschritten, aber die Wirtschaft erhole sich nur sehr zögerlich. Vor allem auf kleine Unternehmen kämen große Finanzierungsprobleme zu, warnt der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts. Ihre Bonitäten verschlechterten sich, einen Kredit bekäme nur, wer beweisen könne, dass er eigentlich keinen brauche Er wolle nicht von einer großen Kreditklemme sprechen. Es werde aber gerade für Kleine zunehmend schwierig, an Kapital zu kommen, sagt Aiginger im Rahmen einer von Standard und Wirtschaftskammer veranstalteten Podiumsdiskussion in Wien über Chancen und Herausforderungen für KMU in der Krise. Kleine Betriebe verfügten in der Regel über wenig Eigenkapital, viele seien stark kreditfinanziert. Reale Kreditzinsen seien hoch, die Finanzierung über Anleihen für sie kaum möglich. Und der Markt für Venture-Capital funktioniere in Österreich nach wie vor nicht, sagt Aiginger: Wer innovativ sei und rasch wachsen wolle, habe ein Problem. Kleine Betriebe zahlten meist jeden Cent zurück – „durch uns wurden die Spielereien der Banken im Osten ermöglicht“, ärgert sich Konfitürenhersteller Hans Staud. Viele fühlten sich jetzt von ihnen, aber auch von Kreditversicherern hängen gelassen: „Grundlos“ würden da die Kreditrahmen plötzlich um bis zu 30 Prozent gekürzt. „Haften mit dem Handtuch“ Staud will seine Manufaktur in Wien stark ausbauen, ist dabei aber zwischen Ottakring und Brünn hin und her gerissen, erzählt er. Er wolle ja in Wien bleiben, unterm Strich käme ihm das aber um gut 40 Prozent teurer. Er vermisse die Unterstützung der Politik, Bürgschaften etwa, Haftungen für Minikredite. „Wir haften mit unserem privatem Handtuch.“ Er lasse sich daher auch nicht gerne von Einkaufsmanagern großer Konzerne belehren, die meinten, er müsse seine Preise senken. „Die meisten sind Manager auf Zeit, die nicht einmal mit ihrem Monatsgehalt haften.“ Rund ein Drittel der kleinen Unternehmen fühlten sich derzeit von Banken nicht gut betreut, beobachtet auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Er plädiert für eine Öffnung der ERP-Kredite nach unten. Diese Kleinkredite kommen derzeit erst ab einer Mindestsumme von 10.000 Euro zum Einsatz. Leitl sieht die KMUs in Österreich trotz der Krise gut unterwegs. Sieben von zehn Unternehmen würden die kommenden drei Monate durchwegs optimistisch sehen: Einer Nussschale gleich schaukelten sie zwischen den Wellen auf hoher See. Eine neue Studie der Creditreform, die jüngst ein düstereres Bild vermittelte, bezeichnet er als nicht repräsentativ. Von rund 40 Prozent der Unternehmen mit sinkenden Umsätzen war darin die Rede, und von einem Drittel, die demnächst Personal abbauen wollen. Gertrude Schatzdorfer reiht sich nicht darunter. Die Geschäftsführerin des gleichnamigen Gerätebauers stockt die Zahl ihrer 70 Mitarbeiter in Oberösterreich auf und investiert sechs Millionen Euro in eine neue Fertigungshalle, berichtet sie. Die Krise habe auch sie getroffen. Wie viele andere kleine Betriebe habe sie aber in guten Zeiten vorgesorgt. „KMUs denken in Generationen, sie reagieren rascher und sind stabiler als Große“, ist sie sich sicher. Es hapere aber mit der Solidarität untereinander. Neue Nischen werden frei Markus Roth, Chef des Softwareentwicklers Creative Bits und neu gewählter Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft, ortet in der Krise neue Chancen für Kleine: Auch er mit seinem Betrieb könne nun in Nischen vorstoßen, die zuvor Große besetzten. Man ziehe hochqualifizierte Mitarbeiter an, die vorher überwiegend Konzernen vorbehalten waren. Aufholbedarf sieht auch er bei der Finanzierung. „Ein Kapitalfreibetrag wäre ein Traum.“ Für Schatzdorfer ist höhere Flexibilisierung der Arbeitszeiten das Gebot der Stunde. „Wir brauchen sie.“ Die Politik rede seit Jahren davon, passiert sei nichts. Die Instrumente der Kurzarbeit seien für kleine Betriebe weder salonfähig noch wirtschaftlich, meint sie. „Wir wollen Reformen, und zwar sofort.“ Das gelte auch für das Pensionssystem. „Es zeichnet sich ein Generationskonflikt ab, der sich gewaschen hat.“ Halbherziges Sparen sei angesichts der hohen Staatsverschuldung nicht länger möglich. Über die Notwendigkeit des Sparens sind sich auch Aiginger und Leitl einig. Zuvor, und zwar 2010, brauche es aber noch Wachstumspakete, „um nicht im eigenen Saft zu schmoren“ sagt Leitl. Auf seiner Liste: jährlich 300 Mio. Euro für thermische Sanierung, Handwerkerboni, geringere Kreditgebühren, Kreditsicherungen und Internationalisierungsoffensiven. Aiginger pocht auf höhere Forschungsprämien. Auf das Gewicht des Wachstumspakets will er sich nicht festlegen. Er sehe jedenfalls wenig Bereitschaft zu Reformen, die nach der Krise wieder Geld einbrächten. (Ver ena Kai nrath, DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2009)

1 comments

  1. ich bestätige das. unsere auftragslage ist allerbestens, gute aufträge, aber wir können diese teilweise nicht ausführen weil diese nicht vorfinanzierbar sind. und es geht mehr und mehr in diese richtung. die großen haben damit kein problem, nehmen zudem aufgrund wirtschaftskrise auch schon kleinere aufträge an.

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